Bergsteiger gelten als bedächtige, aber oft auch etwas eigensinnige Zeitgenossen. Das trifft in jedem Fall auch auf den Allgäuer zu. So ist es kein Wunder, dass die Vereinsgründung entlang der oberen Iller nicht ganz so glatt ablief wie vielleicht andernorts.
Am 9. Mai 1869 trafen sich in einem Lokal nahe des Münchner Marienplatzes 36 Herren, die die "Section München eines deutschen Alpenvereins" gründeten. Anlass für die Gründung war die Unzufriedenheit mehrerer Mitglieder mit dem bereits seit 1862 bestehenden Österreichischen Alpenverein, der sich kaum für die praktische Erschließung des Gebirges einsetzte, sondern sich vorrangig auf wissenschaftliche Vorträge und Publikationen konzentrierte. Zudem beschränkten sich die Aktivitäten des österreichischen Alpenvereins ausschließlich auf Wien. Dem Gründungsaufruf folgten bis zum Jahresende 1869 15 weitere Sektionen mit insgesamt 700 Mitgliedern. Diese Sektionen verteilten sich über das gesamte Gebiet des Deutschen Reiches und der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. 1873 schloss sich der Deutsche Alpenverein mit dem Österreichischen Alpenverein zum Deutschen und Österreichischen Alpenverein zusammen, der in dieser Form bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs Bestand hatte.
Die ersten Sektionen des DAV betreuten ihre Arbeitsgebiete in den Alpen, errichteten Hütten und Wege, bildeten Bergführer aus und setzten sich für die Belange der lokalen Bevölkerung in den Alpen ein. Die Gründung des Alpenvereins fiel in eine "Boomzeit" für Vereine, als verstärkt Solidargemeinschaften für vielfältige Interessen der Bevölkerung gegründet wurden. Die Alpenvereinssektionen waren von Anfang an rechtlich eigenständige Vereine, die sich auf gemeinsame Statuten verständigten, aber darüber hinaus nach freiem Ermessen tätig waren. Die Attraktivität des Alpenvereins, der allgemeine Vereinsboom und der Boom der Alpen als bedeutendes touristisches Ziel bescherte dem Alpenverein bis zum Ersten Weltkrieg rund hunderttausend Mitglieder in 407 Sektionen. Als Hauptaufgaben und Vereinsziele in der Gründerzeit standen die touristische Erschließung der Alpen, die Ausbildung von Bergführern, das Bereitstellen von Kartenmaterial und Toureninformationen sowie die Erweiterung der wissenschaftlichen Kenntnisse über die Alpen im Vordergrund.
Noch im Gründungsjahr des DAV 1869 wurde die Sektion Augsburg gegründet. Ihr Zuständigkeitsgebiet sollte auch das Allgäu umfassen und die Gründungsväter hatten eigentlich angedacht, dass in Immenstadt und Kempten jeweils Zweigvereine entstehen sollten. In Immenstadt wurde dies auch realisiert, mit Kempten zerschlugen sich die Gespräche über eine Außenstelle jedoch rasch. Die Kemptner wollten lieber unter sich sein - und nicht bloß ein Ableger des Augsburger Alpenvereins.
Wenig später bremste zunächst der Krieg mit Frankreich die Überlegungen der Kemptner, eine eigenständige Sektion zu gründen. So dauerte es noch bis zum 6. September 1871, als ein kleiner Kreis von Bergfreunden auf der Burghalde die Gründung einer eigenen Sektion beschloss. Sie sollte den Namen "Allgäu" tragen und ihren Sitz in Kempten haben. Damit war der Sektionsname "Sektion Allgäu-Kempten" geboren, der so auch bis heute im Vereinsregister steht. Dieser etwas sperrige Namen führt allerdings immer wieder zu Missverständnissen und Schreibfehlern: So liest man häufig fälschlicherweise "Sektion Kempten (Allgäu)" oder einfach nur "Sektion Kempten". Den Gründern und ihren Nachfolgern war und ist es aber wichtig, dass der Verein eine Sektion für das gesamte Allgäu und nicht nur für dessen Metropole Kempten ist. Aus der gleichen Motivation heraus gab sich unsere südliche Nachbarsektion im Gründungsjahr 1877 den Vereinsnamen "Allgäu-Immenstadt".
2021 feierte unsere Sektion ihr 150-jähriges Jubiläum - aus diesem Anlass gab es einen ganz besonderen Jahresbericht mit einem großem Sonderteil zur Sektionsgeschichte unter dem Titel "Blick zurück nach vorn". >Hier geht es zum Jubiläums-Jahresbericht.